Der neue Schmöllner Bürgermeister Sven Schrade zu seinen ersten Aufgaben und den Brennpunkten im Kreis

Veröffentlicht am 03.09.2015 in Allgemein

Aus Anlass der Übernahme des Bürgermeisteramtes in Schmölln führte die OVZ ein Interview mit Sven Schrade.

Quelle: OVZ-Online 02.09.2015

"Nicht nur Schmölln, Altenburg und Gößnitz sollten Flüchtlinge aufnehmen"

Kleines Erdbeben

Der neue Schmöllner Bürgermeister Sven Schrade zu seinen ersten Aufgaben und den Brennpunkten im Kreis

Schmölln. In der letzten Woche nahm Sven Schrade fünf Tage unbezahlten Urlaub. Von Montag bis heute ist der SPD-Politiker noch Referent im Erfurter Finanzministerium, ehe er morgen um 8 Uhr von Kathrin Lorenz (CDU) die Amtsgeschäfte im Schmöllner Rathaus übernehmen und danach auf einer Versammlung mit den Rathaus-Mitarbeitern reden wird. 12.30 Uhr folgt an seinem ersten Arbeitstag als Schmöllner Bürgermeister gleich ein Termin mit Landrätin Michaele Sojka (Linke) zur Flüchtlingsproblematik in der Sprottestadt. Und am Abend muss sich der 30-Jährige schon das erste Mal als Rathauschef in einer Stadtratssitzung bewähren. Die OVZ sprach mit dem Wahlgewinner der zweitgrößten Stadt im Landkreis.
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Sehen Sie Ihrem Amtsantritt aufgeregt oder gelassen entgegen?
Nicht gelassen, aber mit einer gewissen Geordnetheit. Da der erste Tag schon gespickt ist mit Terminen wird dies ohne Aufregung gehen.
Lassen Sie Ihr neues Büro unverändert?
Ja. Aber es kommt ein Bild von Willy Brandt an die Wand. Er steht für mich als Sinnbild dafür, dass man auch in der Kommunalpolitik Visionen haben kann. 
Was werden Sie als erstes angehen?
Das wird die Biogas-Anlage sein. Dann muss der Haushalt für 2016 vorbereitet werden, vor allem vor dem Hintergrund der Tarifsteigerung im Kita-Bereich müssen Lücken geschlossen werden.
Werden Sie Ihren Einfluss auf die Stadtwerke als Mitbetreiber der Biogas-Anlage  nutzen, damit die Neue Energie nicht länger so tut, als könne sie machen was sie will?
Der Bürgermeister wird in diese Frage mit einer energischeren Stimme sprechen und dabei auch mit Stadtwerkechef Jürgen Ronneburger eng zusammenarbeiten. Ich werde aber nicht sagen können, wir machen die Anlage zu. Diese Entscheidung liegt schlichtweg nicht in meinen Händen. Es werden die Auflagen des Landesverwaltungsamtes erfüllt.
Was tun Sie, wenn die Neue Energie gegen diesen Bescheid in Widerspruch geht und sich das Verfahren über Jahre hinzieht?
Ich werde das enge Gespräch mit den Geschäftsführern Ronneburger und Koch suchen, um für die Umsetzung der Auflagen zu werben. Am Ende aber entscheidet die Gesellschafterversammlung, in der wir nur ein Drittel Stimmrecht haben. Die anderen sind die VR-Bank und die Agrarprodukte.
Seit Jahren gibt es Spannungen zwischen Altenburg und Schmölln. Wird sich das mit Ihnen ändern?
Ich persönlich komme mit Altenburgs OB Michael Wolf gut aus und unterstütze ihn auch bei solchen Projekten wie dem Autobahnzubringer zur A 72. Spannungen zwischen beiden Städten kann ich nicht erkennen.
An der Sprotte tut man sich aber schwer, weiter Millionen in Theater oder Lindenaumuseum zu investieren und stattdessen mehr für Straßen und Brücken zu tun.  
Mir als Schmöllner ist bewusst, dass beide Einrichtungen Strahlkraft auf den ganzen Kreis haben und deswegen auch das nötige Geld brauchen. Da weiß ich die Mehrheit der Schmöllner Bürger hinter mir. 
Auch beim Flugplatz Nobitz?
Der Zuschussbedarf dort muss weiter sinken. Die momentanen Zuschüsse wird sich der Landreis auf Dauer nicht leisten können, zumindest nicht in den jetzigen Kreisstrukturen. Auch die Erhöhung der Kreisumlage lässt sich damit schon gar nicht begründen. Ich denke, dass der Flugplatz finanziell in zehn Jahren auf eigenen Füßen stehen muss.
Schmölln trägt gemeinsam mit Altenburg die Hauptlast bei der Unterbringung von Flüchtlingen?  Kann das auf Dauer so weiter gehen?
Schmölln ist in der Lage, weitere Asylbewerber aufzunehmen. Der Wohnungsmarkt gibt das her. Aber es kann nicht sein, dass wir zusammen mit Altenburg und Gößnitz die einzigen sind, die das tun. Ansonsten droht sozialer Unfrieden. Wenn wir ehrlich sind, gibt es in Schmölln dafür auch schon die ersten Anzeichen. Interview: Jens Rosenkranz

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Es kam einem kleinen Erdbeben gleich, als am Abend des 28. Juni das Ergebnis der Schmöllner Bürgermeisterwahl feststand. Mit der absoluten Mehrheit von 53,6 Prozent fegte der junge SPD-Kandidat Sven Schrade (30) gleich im ersten Wahlgang Kathrin Lorenz (CDU/45) aus dem Amt. Sie hatte das Rathaus in der Sprottestadt sechs Jahr lang geführt und kam auf ernüchternde 25,6 Prozent der Stimmen. Der dritte Kandidat, Gunther Kupfer (Bürger für Schmölln/55) erreichte 20,8 Prozent der abgegebenen Stimmen.